Six Sigma: Definition, Erklärung & Vorteile

von | 07.08.2024

Qualitätsmanagement neu definiert

Ineffiziente Prozesse, hohe Fehlerraten und komplizierte Prozesse – in der heutigen Welt müssen Unternehmen zahlreiche Herausforderungen meistern, um im Wettbewerb beständig zu bleiben. Dies wird auch als VUCA-Welt bezeichnet und greift diese Hürden auf.

Um dem entgegenzuwirken, ist ein effektives Qualitätsmanagement von Bedeutung. Dabei hilft beispielsweise die Six Sigma Methode. Mit ihr sollen Prozesse verbessert und Fehler reduziert werden.

Doch was bedeutet Six Sigma und wie setzt Du es ein? Das erfährst Du in diesem Artikel.

Eine Person hält ein Handy in der Hand, der Taschenrechner ist geöffnet

Mathematik ist Grundlage der Six Sigma Methode

Was ist Six Sigma einfach erklärt?

Sigma ist in der Mathematik die Standardabweichung der Gauß’schen Normalverteilung. Die Anfänge der Methode wurden im japanischen Schiffsbau entwickelt. Später wurde der Begriff wurde von Erfinder Bill Smith geprägt und in den 80er Jahren in der Firma Motorola für die statistische Modellierung von Fertigungsprozessen eingesetzt.

Ist Six Sigma noch aktuell?
Obwohl die Methode schon etwas älter ist, ist Six Sigma immer noch aktuell und die Methode weiterhin anwendbar. Besonders für die modernen Herausforderungen bietet sich der Einsatz der Methode an. Warum, erfährst Du in diesem Artikel.

Mit den Jahren gewann die Methode immer mehr an Beliebtheit und wurde vor allem fürs Qualitätsmanagement eingesetzt. Den Prozess und Fortschritt eines Projekts erkennst Du grundsätzlich am Sigma-Level.

Aber erst einmal die Grundbegriffe zur Erklärung:

  • Normalverteilung: Die Normalverteilung wird typischerweise in einer glockenförmigen Kurve dargestellt. Die meisten Werte liegen in der Mitte, die Werte weiter außerhalb sind die seltenen Werte. Ein Beispiel dafür ist die Verteilung des Intelligenzquotienten in der Bevölkerung: Die meisten Menschen haben einen IQ von 100, Werte, die extrem darunter oder darüber liegen, sind selten.
  • Standardabweichung: Die Standardabweichung wird Sigma genannt und beschreibt, wie weit Werte von dem Mittelwert abweichen. Im Beispiel der IQ-Verteilung ist 100 der Mittelwert mit einer Standardabweichung von 15. Das bedeutet ein IQ von 85 bis 115 liegt im Durchschnittsbereich. Die Standardabweichung ist also die durchschnittliche Abweichung aller gemessenen Werte eines Merkmals vom Durchschnitt. Eine kleine Standardabweichung bedeutet, dass die Werte nah am Durchschnitt liegen, eine große, dass die Werte weiter gestreut sind.
  • Sechs Standardabweichungen: Bei einer Normalverteilung liegen fast alle Werte innerhalb von sechs Standardabweichungen vom Mittelwert entfernt. Wenn Du also vom Mittelwert sechs Standardabweichungen in beide Richtungen gehst, werden fast alle Werte abgedeckt (99,99966%).

Bei der Arbeit mit Six Sigma geht es darum, dass alle Prozesse oder Produkte innerhalb dieses Bereichs liegen. Das bedeutet wiederum, dass der Prozess extrem stabil ist und zudem fehlerarm, denn der Fehleranteil beträgt gerade einmal 0,00034%. Alle Ergebnisse sollen also möglichst eng am Durchschnitt liegen.

Grundsätze von Six Sigma

Damit die Six Sigma Methode funktioniert braucht es gewisse Grundregeln:

  • Kundschaft im Mittelpunkt: Der Prozess soll den höchstmöglichen Nutzen für die Kundschaft bringen. Ihre Anforderungen fließen mit ein, damit Erwartungen erfüllt werden können.
  • Datenabweichungen aufspüren: Dafür werden alle Schritte des Produktionsprozesses skizziert und danach analysiert, Daten gesammelt und Verbesserungspotential identifiziert.
  • Prozesse verbessern: Ziel ist die kontinuierliche Verbesserung in kleinen Schritten, zum Beispiel mit Methoden wie Kaizen.
  • Alle miteinbeziehen: Mitarbeitende sollten regelmäßig geschult werden. Zusätzlich hilft das Arbeiten in funktionsübergreifenden Teams dabei, verschiedene Blickwinkel einzunehmen, um herauszufinden, wie sich Prozesse im Unternehmen auswirken.
  • Flexibles Umfeld schaffen: Um auf Veränderungen und neue Situationen zu reagieren, ist es wichtig, dass Unternehmen und Teams flexibel agieren können.
Auf dem Foto schütteln sich zwei Menschen die Hand

Der Fokus auf die Kundschaft steht im Mittelpunkt

Six Sigma Methode: DMAIC

Für die Umsetzung der Six Sigma Methode kommt der DMAIC-Zyklus ins Spiel. DMAIC ist ein Akronym und steht für Define, Measure, Analyse, Improve, Control.

Phase
Aufgaben
Define
Im ersten Schritt werden die Wünsche und Anforderungen der Kundschaft besprochen, definiert und gemeinsame Ziele festgelegt.
Measure
Anschließend werden Kennzahlen für Projekte bestimmt und die aktuellen Projekte daran gemessen. Dabei werden vor allem statistische Methoden herangezogen.
Analyse
Im dritten Schritt wird analysiert, welche Prozesse verändert und welche Methoden eingesetzt werden müssen, damit der Soll-Zustand erreicht werden kann. Dabei ist es wichtig zu erkennen, woran es bisher gescheitert ist und welche Kausalzusammenhänge bestehen.
Improve
Nun geht es an die Umsetzung! Aus den vorher gewonnenen Erkenntnissen werden dann spezifische Handlungen und Ansätze genutzt und in die Arbeit integriert, um Prozesse zu verbessern.
Control
Was nicht fehlen darf, ist eine Überprüfung der getroffenen Maßnahmen. Hier werden nun wieder Daten und Kennzahlen erfasst und mit den vorherigen verglichen. So kann festgestellt werden, ob das Vorgehen wirklich etwas gebracht hat und eine dauerhafte Lösung ist.

Insgesamt gibt es 90 Werkzeuge für die Umsetzung von Six Sigma, angelegt sind sie in einem Raster aus 7 x 7 Faktoren: Projekt-, Management-, Schlankheits-, Kunden-, Design-, Grafik- und Statistik-Werkzeuge.

👉 Six Sigma Werkzeuge (kvp.me)

Vor- und Nachteile der Six Sigma Methode

Jetzt weißt Du wie es funktioniert, aber warum solltest Du auf die Six Sigma Methode setzten? Hier findest Du die Vorteile im Überblick:

  • Nachhaltiger Erfolg: Kontinuierliche Verbesserung bedeutet stetiges Wachstum und Reflexion. Prozesse werden immer wieder angepasst und sind somit auch auf eine Situation angeglichen.
  • Wettbewerbsfähigkeit: Was daraus resultiert, ist mehr Wettbewerbsfähigkeit durch laufende Innovationen und Veränderungen.
  • Kundenzufriedenheit: Ständige Anpassungen an neue Entwicklungen und die Ausrichtung auf die Kundschaft führen zu mehr Zufriedenheit.

Eines der größten Nachteile ist, dass die Six Sigma Methode sehr datengetrieben ist und deshalb eventuell die benötigte Flexibilität verloren gehen kann. Zudem kann die Methode nur dann eingesetzt werden, wenn es eindeutige Werte gibt, die gemessen werden können und vergleichbar sind.

Sigma Rollen & Belts im Überblick

Bei der Six Sigma-Methode gibt es verschiedene Rollen, die eingenommen werden können. Der Fortschritt und die Postion wird dabei anhand der Six Sigma Belts, also den Gürtelfarben, dargestellt. Folgende Rollen gibt es:

Weißer Gürtel

Das ist die Einstiegsphase, dafür gibt es keine formale Schulung oder Zertifizierung. Der grundlegende Rahmen und die Richtlinien sind bekannt.

Gelber Gürtel (Yellow Belt)

Ab der zweiten Stufe brauchst Du eine formale Schulung. In dieser Position unterstützt Du Vorgesetzte bei Problemlösungen, der Analysen und Prozessen.

Grüner Gürtel (Green Belt)

Mit dieser Zertifizierung bist Du in der Lage, selbständig Maßnahmen zu planen und umzusetzen und Six Sigma Projekte zu leiten.

Schwarzer Gürtel (Black Belt)

In dieser Position geht es darum, Prozesse zu zerlegen und Projekte umzusetzen. Gleichzeitig können große Umstellungen bewältigt werden. Der Fokus liegt dabei auf der Arbeit mit bereichsübergreifenden Teams.

Master Black Belt

Ab diesem Grad kannst Du Dich um die Aufrechterhaltung von Six Sigma im Unternehmen kümmern, Strategien und Kampagnen betreuen und Mitarbeitende schulen. Dabei stehst Du im engen Kontakt mit der Geschäftsleitung.

Six Sigma Champion

– die letzte Stufe, die Du erreichen kannst. Nun bist du Voll-Profi. Du kannst als Führungskraft Projekte, die umgesetzt werden sollen, auswählen und den Fortschritt kontrollieren. Zudem unterstützt Du in jeder Projektphase das Team.

Eine Person hat einen Kampfsport-Anzug an und hält einen weißen Gürtel in der Hand

Deine Gürtelfarbe beschreibt Dein Know-How

Six Sigma Ausbildungen, Schulung und Zertifizierung

Ab dem gelben Gürtel brauchst Du eine zertifizierte Schulung, um eine Sigma-Rolle zu übernehmen. Dafür gibt es verschiedene Schulungen und Anbieter, bei denen Du online oder vor Ort eine Schulungen machen kannst. Vom Six Sigma Yellow Belt bis Champion findest Du alles, was Du brauchst:_

Was ist der Unterschied zwischen Six Sigma und Lean Management?

Six Sigma und Lean Management werden oft in Zusammenhang genannt, aber warum eigentlich?

Was bedeutet Lean Management?

Während Six Sigma eine Methode ist, spiegelt Lean Management eine Philosophie wider: Kundenorientierung und Kostensenkung stehen an oberster Stelle. Dafür sollen zum einen Prozesse und Tätigkeiten auf die Kundschaft ausgerichtet werden, sodass die Zufriedenheit steigt. Zum anderen sollen Verschwendungen vermieden werden. Dazu zählen beispielsweise ineffektive Prozesse. Ziel ist ein ganzheitliches Produktionssystem ohne Verschwendung und höchste Kundenzufriedenheit bei geringen Kosten.

Lean Management kann dabei helfen mit aktuellen Herausforderungen der immer komplexer werdenden Welt. Durch die Globalisierung erhöht sich der Wettbewerbsdruck auf Unternehmen, während gleichzeitig aber auch die Anforderungen an die Angebote steigen. Flexible Prozesse, die an stetig verändernde Bedingungen angepasst werden können sind daher von besonderer Bedeutung. Lean Management unterstützt bei genau dieser Ausrichtung.

Methoden zur Umsetzung des Lean Managements sind unter anderem Kaizen oder der PDCA-Zyklus, aber auch Six Sigma.

Lean Six Sigma

Zwar unterscheiden sich Lean Management und Six Sigma in ihrer Vorgehensweise voneinander, trotzdem haben sie gemeinsame Ziele:

  • Lean Management: Vermeidung von Verschwendung
  • Six Sigma: Reduzierung der Streuung
  • Beide: starke Fokussierung auf die Bedürfnisse der Kundschaft

In Kombination werden sie zur Steigerung der Gesamteffizienz eingesetzt und sind besonders kundenorientiert und effizient. Zusammen fördern die beiden Ansätze die kontinuierliche Verbesserung und verbessern die Effizienz und Qualität der Arbeit.

Fazit: Six Sigma verbessert Effizient und Qualität

Mit der Six Sigma Methode kannst Du die Prozesse und Abläufe im Unternehmen optimieren und verbessern. Die statistische Methode hilft dabei, Fehler auszuschalten und signifikante Verbesserungen zu erzielen. Ein Nachteil dabei ist das starre, datengetriebene Gerüst. Unterstützen kann dabei die Philosophie des Lean Managements, das gemeinsam das Beste aus beiden Ansätzen vereint.

Um Six Sigma Rollen im Unternehmen zu besetzen, muss am Anfang natürlich Zeit und Geld in Schulungen investiert werden. Unternehmen, die sich dieser Herausforderung stellen und die Six Sigma Methode in ihrem Unternehmen etablieren, schaffen es so allerdings einen Prozess der kontinuierlichen Verbesserung zu implementieren, was sie widerstandsfähiger im Wettbewerb und agiler macht.

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Sarah Rasch

recherchiert für den factro Blog und schreibt Artikel über die neusten Entwicklungen im Bereich Projektmanagement.