Jobsharing: Das steckt hinter dem Trend

von | 08.01.2025

Geteilte Freude ist doppelte Freude

Die wachsende Arbeitsbelastung, lange Arbeitswege im Stau und die ständige Erreichbarkeit weckt in vielen Menschen den Wunsch, einen Gang runterzuschalten und wieder mehr Zeit für Familie und Hobbies zu haben. Mittlerweile gibt es schon viele flexible Arbeitsmodelle, für die breite Masse hat sich bisher keine Lösung langfristig durchgesetzt. Obwohl in den letzten Jahren beispielsweise das Homeoffice immer mehr an Beliebtheit gewonnen hat, setzten Firmen wieder auf Return-to-Office-Regelungen.

Ein eher unbekannter Trend, der mittlerweile immer beliebter wird, ist das Jobsharing. Doch was genau steckt dahinter und hat dieses Modell eine Chance, langfristig zu bleiben? Das erfährst Du hier.

Zwei Teammitglieder sitzen am Tisch und schauen auf den Bildschirm

Beim Jobsharing wird Zusammenarbeit groß geschrieben

Definition: Was ist Jobsharing?

Per Definition bedeutet Jobsharing, dass sich mindestens zwei Personen eine Vollzeitstelle teilen. Dabei werden Aufgaben, Verantwortungen und die Arbeitszeit zwischen den Parteien aufgeteilt, sodass die Gesamtanforderungen an die Stelle erreicht werden. So entstehen quasi zwei Teilzeitstellen. Im Gegensatz zu den klassischen Teilzeitstellen, auch Job Splitting genannt, gibt es jedoch ein paar Unterschiede: So arbeiten die beiden Personen beim Jobsharing als Team zusammen, um die Ziele für eine Stelle zu erreichen. Beim Job Splitting dagegen entstehen zwei voneinander unabhängige Stellen.

Das bedeutet auch, dass beim Jobsharing mehr Absprache notwendig ist. Außerdem sollten bei diesem Modell die beiden Personen nicht zeitgleich arbeiten, sondern ergänzend zueinander. Ein Vorteil ist, dass fast jede Position durch Jobsharing in Teilzeit ausgeführt werden kann, was bei einer klassischen Teilzeit-Position nicht immer möglich ist.

Für wen ist Jobsharing geeignet?

Jobsharing ist in vielen Unternehmen umsetzbar, egal ob groß oder klein. Entscheidend sind die unternehmensinternen Strukturen, die ein solches Modell ermöglichen. Auch Jobsharing im öffentlichen Dienst wird mittlerweile gefördert. So führt beispielsweise das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) auf der Website ein Best Practice Beispiel auf und gibt Handlungsempfehlungen.

Auch im Gesundheitswesen ist Jobsharing mittlerweile möglich. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe stellt ebenfalls aktiv diese Form als Anstellungsart vor.

Dieses Arbeitsmodell ist also kein Trend mehr, sondern konnte schon in vielen Bereichen und Branchen mit seinen Vorteilen überzeugen.

Welche Jobsharing-Modelle gibt es?

Jobsharing ist kein einheitliches Modell, stattdessen gibt es verschiedene Wege, einen Job zu teilen. Wir stellen Dir die Möglichkeiten vor:

  • Job-Pairing: Bei diesem Modell werden Aufgaben zwar aufgeteilt, dennoch wird gemeinsam an einem Ziel gearbeitet. Der Abstimmungsbedarf ist also groß und Entscheidungen werden meist gemeinsam getroffen.
  • Top-Sharing: Dabei teilen sich zwei Personen eine Führungsposition und treffen gemeinsam Entscheidungen hinsichtlich Mitarbeiterführung, Investitionen und Co.
  • Peer-Tandem: Manche Stellen erfordern viele unterschiedliche Kompetenzen und sind daher schwer zu besetzen. Beim Peer-Tandem sollten deshalb zwei sich ergänzende Personen diese Stelle gemeinsam meistern.
  • Succession Tandem: In dieser Version geht es nicht um eine dauerhafte Teilung, stattdessen wird eine Nachwuchskraft angelernt, um später die Position zu übernehmen.
  • Cross-functional Tandem: Um Synergien zu nutzen, werden im cross-functional Tandem beispielsweise Fachkräfte aus Mutter- und Tochterunternehmen für eine Stelle angeheuert, um so Wissen zu teilen.

Zeiteinteilung beim Jobsharing

Ganz traditionell kann die Arbeitszeit beim Jobsharing natürlich 50/50 verteilt werden. Allerdings sind auch andere Modelle möglich: So kann die Arbeitszeit auch 40/60 oder 30/70 umgesetzt werden. Das bietet zusätzliche Flexibilität.

Wichtig ist: Die zusammengefasste Arbeitszeit muss nicht bei 100% liegen, sondern kann sie auch übersteigen. Für sehr zeitintensive Positionen ist auch eine 70/70 Regelung möglich. So eine Aufteilung ist beispielsweise in Führungspositionen nützlich, um Stress zu reduzieren und Überstunden zu vermeiden.

Vor- und Nachteile bei geteilter Arbeit

Aktuelle Umfragen zeigen: Fast die Hälfte der Deutschen möchte weniger arbeiten. Viele sind sogar bereit, dafür auf Gehalt zu verzichten. Forderungen nach flexibleren Arbeitszeiten oder Modellen wie der 4-Tage-Woche werden immer populärer und zeigen, dass auf diese Art Stress deutlich reduziert und die Motivation gesteigert werden kann. So auch beim Jobsharing. Doch es gibt noch weitere Vorteile:

  • Gesteigerte Zufriedenheit: Die Menschen haben nur mehr Freizeit und können Privates und Arbeit dank flexibler Arbeitszeiten gut kombinieren.
  • Weniger Ausfälle: Da zwei Personen in dieser Position sind, ist auch im Falle einer Krankheit die Stelle nicht unbesetzt. Zusätzlich entsteht weniger Stress durch das Teilen der Position, was ebenfalls zu einer besseren Gesundheit beiträgt.
  • Geringeres Stressrisiko: Durch geteilte Verantwortung lastet weniger Stress auf den Verantwortlichen.
  • Gebündeltes Wissen: Mitarbeitende können voneinander lernen und gemeinsam in der Position wachsen.
  • Geringere Fehleranfälligkeit: Durch 4-Augen-Prinzip können Fehler minimiert werden und gleichzeitig effektive Lösungsansätze gefunden werden, da verschiedene Blickwinkel miteinbezogen werden.
  • Verbesserte Work-Life-Balance: Durch weniger Arbeitszeit finden die Mitarbeitenden mehr Zeit für Privates und schaffen so einen Ausgleich.
  • Auswahl beim Recruiting: Schwer besetzbare Positionen können besser besetzt werden, da mehr Menschen potentiell geeignet wären.
Eine Frau und ein Mann sitzen an einem Schreibtisch auf dem ein Laptop, Zettel, Kaffeetassen und Stifte verteilt sind. Sie geben sich ein High-Five

Jobsharing sinkt das Stressrisiko

Mögliche Nachteile

Natürlich gibt es auch bei diesem Arbeitsmodell Nachteile. So ist beispielsweise ein besonders hohes Maß an Kommunikation erforderlich, da sich beide Parteien auf dem Laufenden halten und gemeinsame Entscheidungen treffen müssen. Daher ist eine ordentliche Projektdokumentation und Abstimmung wichtig.

Auch das geringere Gehalt kann für viele Personen ein Kontra-Argument sein, hier kommt es ganz auf die individuellen Bedürfnisse und Vorstellungen an.

Ein weiterer Kritikpunkt ist der zeitliche Aufwand bei der Besetzung der Stelle. Denn: um zwei Personen zu finden, die gut miteinander harmonieren und sich in ihren Fähigkeit so ergänzen, dass sie sich eine Stelle teilen können, kann eine Weile dauern. Bei einer Einzelposition kann es allerdings auch passieren, dass sie nicht in das Team passt oder andere Gegebenheiten nicht übereinstimmen. Pauschalisieren lässt sich diese Aussage also nicht.

(Rechtliche) Voraussetzungen

Grundsätzlich hat jede Person ein Recht darauf, die vertragliche Arbeitszeit zu verringern. Dies trifft allerdings nur auf Unternehmen mit mehr als 15 Angestellten zu. Festgehalten sind die Bedingungen im Teilzeit- und Befristungsgesetz. Auch wenn somit ein Recht auf Teilzeit besteht, muss mit einem Vorlauf von 3 Monaten ein Antrag gestellt werden.

Nicht nur das Gehalt, auch der Urlaubsanspruch verändert sich bei einer Verringerung der Arbeitszeit. Diesen kannst Du aber ganz einfach mit folgender Formel berechnen:
Urlaubstage / Anzahl der Wochenarbeitstage x Wochenarbeitstage in Teilzeit = Urlaub bei Teilzeit, also z.B. 30 / 5 x 4 = 24. Wenn Du also nur vier Tage anstatt fünf arbeitest, dann verringert sich Dein Urlaub von 30 auf 24 Tage im Jahr.

Viele Angestellte fragen sich zudem, was passiert, wenn eine Partei kündigt. Dabei gilt aber, dass jede Person unabhängig voneinander kündigen kann, ohne dass es die andere Person betrifft. Hierbei greift nämlich ein Sonderkündigungsschutz. Das bedeutet, dass ein Unternehmen entweder einen Ersatz finden muss oder eine Auffangregelung greift.

Organisatorische Voraussetzungen

Neben den rechtlichen Bedingungen müssen auch die Personen, die sich die Stelle teilen, gewisse Punkte erfüllen, um eine erfolgreiche Zusammenarbeit zu gewährleisten.

  • Transparente Kommunikation: Zur internen Abstimmung ist es besonders wichtig, dass beide Personen klar kommunizieren, was aktuelle Aufgaben und Herausforderungen sind.
  • Ausführliche Dokumentation: Gerade dann, wenn Entscheidungen getroffen werden, ist es nötig, Vorgehensweisen, Ziele, Abstimmungen und kleinere Entscheidungen nachvollziehbar zu dokumentieren. So kann die andere Person nachvollziehen, warum eine Entscheidung getroffen wurde.
  • Vertrauen aufbauen: Zwischen beiden Parteien sollte Vertrauen herrschen, damit die Zusammenarbeit funktioniert. Beide müssen sich darauf verlassen können, dass die andere Person nicht hinter ihrem Rücken anders agiert.
  • Beiderseitige Zuverlässigkeit: Vertrauen wird auch durch Zuverlässigkeit gestärkt. Daher sollten Absprachen, Termine und Deadlines unbedingt eingehalten werden.
  • Ausgeglichene Planung: Die meisten Menschen entscheiden sich für dieses Modell, um mehr freie Zeit zu haben. Daher ist es nur fair, wenn die Arbeitszeiten so gelegt werden, dass es für beide Vorteile bietet. Entsprechend den Abwesenheiten sollten Meetings und Termine geplant werden.
  • Ausgeprägte Kompromissfähigkeit: Sich eine Stelle zu teilen und Entscheidungen gemeinsam zu treffen, bedeutet auch, dass nicht immer beide Parteien zu 100% einverstanden sind. Daher ist es wichtig, Kompromisse einzugehen und nicht die eigene Meinung immer durchsetzen zu wollen.

So funktioniert die Umsetzung!

Jobsharing im eigenen Unternehmen umzusetzen kann zu Beginn eine Herausforderungen sein – besonders wenn man mit dem Modell noch nicht vertraut ist. Wir geben Dir Tipps, die Dir die Umsetzung erleichtern!

  1. Unternehmenskultur anpassen bzw. stärken: Damit Jobsharing in Deinem Unternehmen funktioniert, musst du zunächst prüfen, ob die vorhandenen Strukturen dafür ausgelegt sind. Zudem müssen Stellen identifiziert werden, die dafür geeignet sind. Gleichzeitig können dabei die Unternehmenziele angepasst werden.
  2. Richtlinien schaffen: Zusätzlich sollte festgelegt werden, welche Anforderungen und Regeln für die Stelle gelten sollten.
  3. Passende Personen finden: Nicht jede Person ist für so eine Position die geeignete Wahl. Die Suche gestaltet sich ebenfalls etwas schwieriger, da zwei Personen, die zum Unternehmen und zueinander passen, gesucht werden. Am einfachsten gestaltet sich die Suche im eigenen Unternehmen, da sich hier beispielsweise die Empfehlung von Abteilungsleitern eingeholt werden kann.
  4. Sonderkündigungsschutz festlegen: Damit es keine Probleme bei der Kündigung einer der beiden Personen gibt, sollte im Vorhinein im Vertrag ein Sonderkündigungsschutz vereinbart werden.
  5. Arbeitsplan erstellen: Hat sich die perfekte Besetzung für die Stelle gefunden, müssen nun Aufgaben und Verantwortungen verteilt werden, um eine klare Struktur zu schaffen.

Falls es in Deinem Unternehmen keinen Wunsch nach einer Jobsharing-Position gibt, kannst Du auch gezielt auf externen Plattformen nach einer passenden Person suchen. Das geht auf Seiten wie:

Durchstarten mit digitalen Tools

Jobsharing erfordert eine klare Kommunikation und eine gute Zusammenarbeit. Dabei unterstützen digitale Tools, da sie den Informationsaustausch erleichtern und eine effiziente Planung ermöglichen.

Verantwortungsbereiche verwalten

In dem Projektmanagement-Tool factro werden alle Aufgaben nach dem 4-Augen-Prinzip verwaltet: Das bedeutet, es gibt eine ausführende und eine verantwortliche Person pro Aufgabe. Das gewährleistet, dass Aufgaben nicht aus den Augen verloren werden und immer eine Ansprechperson zur Verfügung steht. So sind die Verantwortungen klar aufgeteilt.

Da beim Jobsharing die Arbeitszeit reduziert wird und die Person, ist es wichtig, alle Änderungen zu dokumentieren, die vorgenommen werden, damit sie nachvollziehbar bleiben. Damit Du nicht alles händisch nachhalten musst, bietet Dir die Aufgabenhistorie in factro genau die Übersicht, die Du brauchst. Hier siehst Du nämlich immer ganz genau, wer wann was verändert hat. Du kannst aber auch immer die Fortschritte und Deadlines direkt in der Aufgabe und im Projekt nachvollziehen. Mit aufgabenbezogenen Kommentaren kann zudem immer ein aktueller Stand angegeben werden.

Ein Screenshot einer factro Aufgabe

In der factro Aufgabe kannst Du jederzeit nachvollziehen, was passiert ist

Ein weiterer Punkt ist die Einheitlichkeit: Wenn zwei Personen sich eine Stelle teilen, sollten trotzdem gewisse Standards eingehalten werden. Dafür eignen sich, neben einem Leitfaden, Vorlagen für wiederkehrende Aufgaben. Das spart nicht nur Zeit bei der Aufgabenerstellung, sondern sichert auch die Qualität.

Kommunikation

Auch bei der Kommunikation unterstützen Tools die digitale Zusammenarbeit. Neben Messenger-Diensten wie Slack oder Video-Tools wie Google Meet, sollte auch im Projekt selbst die Kommunikation stimmen. Daher kannst Du in factro ganz einfach aufgabenbezogene Kommentare schreiben.

Zudem erhältst Du über alle Veränderungen und Anpassungen sowie bei Kommentaren an Dich eine Benachrichtigung. Auch bei Aufgaben, die drohen eine Deadline zu reißen, wirst Du informiert. So weißt Du immer, was passiert und bleibst auf dem Laufenden.

Gemeinsames Bild

Damit weniger Missverständnisse entstehen, ist auch ein gemeinsamer Blick auf das Projekt hilfreich. Benötigst Du beispielsweise eine bestimmte Projektansicht für Dich und Dein Team, kannst Du diese einfach als Favoriten anlegen. Auf diese Weise sehen alle genau das, was sie sehen sollen.

Zusätzlich kannst Du auch gemeinsame ToDo-Listen anlegen, in der Du Dich mit Deinem Jobsharing-Partner abstimmen kannst. Auch Meetings können so geplant werden.

Erfolgreiche Beispiele für die Umsetzung von Jobsharing-Positionen findest Du auf der Website der Handelskammer Hamburg. Vertreten sind hier Berichte von Unternehmen wie Unilever, Google und Beiersdorf.

Fazit: Gemeinsam zum Erfolg

Jobsharing bietet eine neue Lösung für die Wünsche der arbeitnehmenden Bevölkerung in einer modernen und sich stetig verändernden Arbeitswelt. Jobsharing ist quasi Teilzeit – nur moderner, flexibler und mit mehr Möglichkeiten. So bleibt mehr Zeit für Familie, Hobbies und Ehrenämter und Unternehmen können die Mitarbeitermotivation und -zufriedenheit steigern und sich attraktiver auf dem Berufsmarkt positionieren.

Die Arbeitszeit wird verkürzt und die Stelle bleibt voll besetzt: Besonders anspruchsvolle Positionen, die oft mehr als 40 Stunden benötigen, verteilen so die Last. Eine Win-Win-Situation – die Mitarbeitenden können weniger arbeiten, müssen aber nicht auf eine Karriere verzichten. Das ist vor allem für Eltern eine Erleichterung und kann insbesondere Mütter fördern, die sonst oft benachteiligt sind.

Auch Unternehmen profitieren von motivierten, ausgeglichenen und gesunden Mitarbeitenden. In einer Zeit, in der Flexibilität und Work-Life-Balance immer mehr in den Fokus rücken, kann Jobsharing der Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit sein.

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Sarah Rasch

recherchiert für den factro Blog und schreibt Artikel über die neusten Entwicklungen im Bereich Projektmanagement.