Wenn der Mensch im Mittelpunkt steht
Es gibt vieles, was die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens schmälert. Der Mangel an kompetenten, flexiblen in jeder Hinsicht zum Haus „passenden“ Leuten gehört jedoch zu den gravierendsten Schwierigkeiten.
Denn zu wenige Leute bedeuten in jeder Abteilung nur Nachteile:
- Die bestehenden Teammitglieder erleben eine größere Belastung und dadurch mehr Stress.
- Das Arbeitsklima kann negativ beeinträchtigt werden, schlimmstenfalls sorgt das für Kündigungen.
- Das Unternehmen kann mitunter Ziele nicht erreichen, Termine nicht einhalten – und so Kunden und Investoren brüskieren.
- Selbst, wenn das Projektmanagement vorzüglich arbeitet und alle wirtschaftlichen Faktoren positiv sind, wird die Firma insgesamt in ihrem Wachstum gehemmt.
Und das sind nur die wichtigsten Negativfaktoren eines Fachkräftemangels. In der Praxis gibt es von erhöhtem Krankenstand bis zu mehr Fehleranfälligkeit noch viel mehr.
Unterm Strich solltest Du deshalb Fachkräftemangel niemals auf die leichte Schulter nehmen, sondern stets auf eine optimale Personaldecke achten. Doch wie gelingt es Dir, die besten Leute zu Dir zu locken – und nicht zur Konkurrenz abwandern zu lassen? Wir zeigen Dir verschiedene Möglichkeiten.
- Tipp: Analysiere Deinen Personalbedarf realistisch
- Tipp: Binde Dein bestehendes Team besser ans Unternehmen
- Tipp: Bilde so viel wie möglich aus
- Tipp: Beseitige Mängel der Mikro- und Makro-Lage in Eigenregie
- Tipp: Gehe über Deutschlands Grenzen hinaus
- Tipp: Sei konsequent für Remote Work und Home Office
- Tipp: Überdenke den finalen Schritt
1. Tipp: Analysiere Deinen Personalbedarf realistisch
Hast Du überhaupt einen Fachkräftemangel? Falls Du nicht gleich eine Antwort weißt, solltest Du hellhörig werden. Denn solche Daten sind ebenso wichtig wie präzise Zahlen in der Buchhaltung.
Einen ersten (und recht brauchbaren) Aufschluss gibt Dir eine selbsterstellte Inhouse-Analyse. Dazu genügt im Prinzip Excel. Achte jedoch darauf, nicht nur Brutto-Werte zu errechnen. Erst die Netto-Zahlen geben Dir einen echten Hinweis.
Falls Du diese Berechnung nicht selbst durchführen kannst, so gibt es Agenturen, an die Du die Aufgabe outsourcen kannst. Am Ende solltest Du jedoch auf jeden Fall wissen,
- wie viele Leute Du heute hast,
- ob diese ausreichen und
- wie viele Du in den kommenden Jahren benötigst, um optimal aufgestellt zu sein.
Doch was, wenn Du selbst bei freier Auslegung wirklich ein zu kleines Team hast und herkömmliche Job-Ausschreibungen nicht genügend positive Reaktionen generieren?
2. Tipp: Binde Dein bestehendes Team besser ans Unternehmen
Was ist noch schlimmer als Fachkräftemangel? Verschärfter Fachkräftemangel, weil Leute aus Deinem Unternehmen abwandern. Im ersten Schritt solltest Du deshalb Dein Haus zu einem rundherum angenehmen Arbeitsplatz machen. Das beginnt bei der Führungskultur, erstreckt sich über spürbare Wertschätzung und endet natürlich längst nicht bei angemessenen Gehältern, nichtmonetären Vergünstigungen und attraktiven Aufstiegschancen.
Das hat gleich einen doppelten Effekt: Die Wahrscheinlichkeit für Kündigungen wird verringert, gleichsam steigt Dein Image gegenüber Fachkräften, die Du ins Boot holen möchtest.
3. Tipp: Bilde so viel wie möglich aus
Für viele Personalexperten sind die besten Fachkräfte diejenigen, die niemals in Kontakt mit anderen Unternehmen kamen, dafür jedoch das eigene Haus „von der Pike auf“ kennengelernt haben.
Natürlich sind Auszubildende und Trainees kein Schlüssel, um einen brandaktuellen Fachkräftemangel zu lindern. Bedenke jedoch, selbst lange Ausbildungen dauern lediglich dreieinhalb Jahre. Jeder zusätzliche Azubi ist deshalb ein wichtiger Mosaikstein, um Deine Personalreserve mittelfristig auf eine gesunde Basis zu stellen.
Übrigens solltest Du deshalb Dein Unternehmen möglichst umfassend auf thematisch passenden Messen präsentieren und an entsprechenden Job-Tagen an (Hoch-)Schulen präsent sein. Sei zudem nicht nur offen für (schulische) Praktikanten, sondern sorge bei diesen für ein rundherum begeisterndes Erlebnis:
Ein Praktikant, der den ganzen Tag nur zuschaut oder Kaffee kocht, wird diese Zeit völlig anders erleben als einer, der aktiv mitmachen darf, dem man erklärt und der dadurch ringsherum vom Beruf und vor allem dieser einen Firma begeistert wird.
4. Tipp: Beseitige Mängel der Mikro- und Makro-Lage in Eigenregie
Warum eine Fachkraft zu einem bestimmten Unternehmen geht, nicht etwa seiner Konkurrenz, hängt nicht nur vom Charakter dieser Firma ab. Gerade dort, wo regelmäßige Präsenzarbeit erforderlich ist, spielt die allgemeine Lage des Standortes eine ebensolche Rolle.
Mangelt es dabei, hat Dein Unternehmen das Nachsehen, obwohl es selbst vielleicht alles richtig macht. Wenn es beispielsweise im ganzen Umfeld keine freien Kita-Plätze gibt, kann Deine Firma noch so attraktiv sein, sie wird es trotzdem schwer haben, Leute anzuziehen – und zwar alle, die entweder schon Kinder haben oder sich welche wünschen.
Vieles in dieser Richtung kannst Du selbst in die Hand nehmen. Du könntest beispielsweise eine betriebsinterne Kita aufbauen – oder Dich dazu mit anderen Unternehmen zusammentun, falls das rentabler wäre.
Ähnlich könntest Du beim Thema Wohnraum vorgehen. Etwa speziell für Deine Azubis und Trainees, falls es in der Umgebung an Wohnungen in deren Preiskategorie mangelt. Nicht zuletzt könntest Du Nachteile des lokalen ÖPNV auf ähnliche Weise in Eigenregie kompensieren.
Auf vergleichbare Weise können Dinge wie Gesundheitsprogramme, betriebsinterne Fitnessstudios und Ähnliches Dein Unternehmen attraktiver machen – hierbei solltest Du tatsächlich nicht zu sehr auf die kurzfristigen Kosten achten, sondern auf die langfristigen Nachteile einer ungenügenden Personaldecke.
5. Tipp: Gehe über Deutschlands Grenzen hinaus
Können Deine Aufgaben nur von Menschen bewältigt werden, die aktuell in Deutschland leben? Höchstwahrscheinlich nicht. Hierzu solltest Du die Freizügigkeit innerhalb der EU bedenken: EU-Bürger können weitgehend ohne Hürden zwischen den EU-Ländern umziehen und dort Arbeit aufnehmen.
Außerdem hat längst nicht jedes europäische Land eine so überalterte Bevölkerung wie Deutschland. Faktisch sind etwa 65 Prozent der 446 Millionen EU-Bürger im erwerbsfähigen Alter; das wären knapp 290 Millionen Menschen. Zum Vergleich: In der Bundesrepublik sind es gerade einmal 50 Millionen.
Letzten Endes ist, zumindest innerhalb der EU, die meist größte Hürde die deutsche Sprache. Die ist zwar erwiesenermaßen schwierig zu erlernen. Jedoch kannst Du a) dabei durch von Dir ermöglichte Sprachkurse punkten und b) genügt es im Daily Business vielfach, wenn Deine neuen Fachkräfte sich erst einmal auf Englisch verständigen können.
6. Tipp: Sei konsequent für Remote Work und Home Office
Für viele Unternehmen sind Unzulänglichkeiten ihrer Lage das mit Abstand größte Hindernis bei der Versorgung mit neuen Fachkräften, gleich nach der allgemeinen demografischen Situation. Umgekehrt haben durch die Pandemie sehr viele Menschen ihre ersten Kontakte mit Remote Work im Allgemeinen und Home Office im Besonderengemacht – viele haben es stark genossen.
Hierzu solltest Du Dir über einige Dinge im Klaren sein:
- Je jünger eine angepeilte Klientel, desto wichtiger ist es für diese Mitarbeiter, möglichst wenig Präsenzarbeit leisten zu müssen.
- Gut drei Viertel aller Deutschen wollen zumindest hybrides Arbeiten. Und nicht weniger als 13 Prozent sind sogar bereit, deswegen den Arbeitgeber zu wechseln.
- Alles, was sich unter dem großen Dachbegriff der Büroarbeit kumuliert, lässt sich mittlerweile ohne jegliche Abstriche remote meistern.
- Für Arbeitgeber hat Remote-Arbeit eine Menge Vorteile zwischen größerer Leistung, mehr Zufriedenheit und geringeren Kosten für die Bereitstellung von Arbeitsplätzen.
Selbst, wenn sich im Projektmanagement augenscheinlich manches einfach besser Face-to-Face erledigen lässt, solltest Du diesbezüglich etwaige konträre Haltungen überdenken. Das gilt insbesondere dann, wenn andere Maßnahmen nicht ausreichend fruchten. So dramatisch, wie der Fachkräftemangel in vielen Branchen bereits heute ist, sollte es für Arbeitgeber keine Selbstlimitierungen dieser Art geben.
7. Tipp: Überdenke den finalen Schritt
Was Büroarbeit anbelangt, kann eine umfassende Option von hybrider Arbeit und vollständiger Remote Work, respektive Home Office, äußerst wirksam sein. Denn es entkoppelt Dich als Arbeitgeber sowohl von den Unzulänglichkeiten der allgemeinen regionalen Lage Deines Betriebs als auch Schwierigkeiten in Deinem Haus selbst – etwa zu wenig Platz.
Allerdings kann nun einmal nicht jeder Beruf vollständig remote durchgeführt werden. Ebenso gibt es Regionen, die ganz einfach aus verschiedenen Gründen so unattraktiv sind, dass kaum jemand „nur“ für einen Job dorthin ziehen würde. Wenn Dein Unternehmen in einer buchstäblich „langweiligen Einöde“ liegt, bist Du für Fachkräfte ähnlich unattraktiv wie in einer Stadt, in der selbst Besserverdienende schon Schwierigkeiten haben, eine bezahlbare Wohnung zu finden.
Folgerichtig solltest du, wenn die Fachkräfte nicht zu Dir kommen, überlegen, ob Du als Unternehmen nicht zu den Fachkräften kommen solltest. Zugegeben, ein solcher Betriebsumzug ist eine Aufgabe, bei der viele Schritte reibungslos ineinandergreifen müssen. Du musst im Vorfeld mehrere Standorte gründlich analysieren und mit etwas Pech werden treue Fachkräfte zurückbleiben, weil sie nicht ebenfalls umziehen wollen.
Wenn Dein Mangel an fähigem Personal jedoch nicht anders gestillt werden kann, dann ist die Betriebsverlagerung tatsächlich die letzte und einzig folgerichtige Entscheidung. Der schönste Standort nützt Dir nichts, wenn er keine personelle Zukunft hat. Hier musst Du nicht in Quartalen oder Jahren denken, sondern in Jahrzehnten.
An einem neuen Standort kann es durch verschiedene Faktoren heute und morgen einen ungleich größeren Pool an Fachkräften geben. Zudem kann ein insgesamt attraktiverer Standort es Dir viel leichter machen, Menschen aus anderen Ecken Deutschlands, Europas oder der Welt hierhin zu locken.
Guten Leuten muss man etwas bieten. Und wenn dazu Deine Firma anderswo Wurzeln schlagen muss, dann ist das im steten Konkurrenzkampf um Fachkräfte wirklich keine überzogene Maßnahme.