Konstruktive Kritik: Effektiv, nachhaltig & wertschätzend

von | 11.06.2024

Die bessere Art, Kritik zu geben

Bist Du auch schon einmal kritisiert worden? Mit Sicherheit, denn Kritik begegnet uns in unserem Alltag in verschiedenen Situationen. Ob im Arbeitsleben oder in privaten Beziehungen. Doch nur die wenigsten von uns werden gerne kritisiert. Denn wer will schon hören, dass er etwas nicht gut macht oder kann?

Doch es gibt eine Art von Kritik, die all die negativen Assoziationen vom Tisch räumt und wirklich etwas Positives bewirken kann und Mehrwert bietet – konstruktive Kritik.


Kommunikation und konstruktive Kritik im Team sind der Erfolgsfaktor


In diesem Artikel geht es um konstruktive Kritik. Wir wollen herausfinden, was sie ausmacht, welchen Mehrwert sie mitbringt und wie Du heute damit beginnen kannst, konstruktive Kritik anzuwenden.

Außerdem geben wir Dir einige wertvolle Tipps und Tricks, wie du konstruktiv Feedback geben kannst, denn Feedback geben können, gehört heute zu den wichtigsten Führungsskills.

  1. Definition: Was bedeutet konstruktive Kritik?
  2. Rahmenbedingung für Kritik schaffen
  3. Konstruktiv Kritik geben und annehmen
  4. Herausforderungen bei der Umsetzung

Zwei Frauen sitzen sich an einem Tisch gegenüber und reden

1. Definition: Was bedeutet konstruktive Kritik?

Wenn wir von Kritik sprechen, geht es immer darum, dass eine Sache, ein Verhalten, die Leistung oder auch eine andere Person beurteilt wird, auf der Grundlage von objektiven oder subjektiven Maßstäben. Oft wird das Thema Kritik als sehr negativ abgestempelt. Synonyme, die für das Wort Kritik verwendet werden, sind z.B. Beanstandung, Bemängelung, Missbilligung oder Tadel. Alles eher negativ assoziierte Begriffe.

Positives Feedback und Rückmeldungen

Bei der konstruktiven Kritik ist das anders. Diese Kritik ist eine Form des Feedbacks oder der Rückmeldung, die darauf abzielt, eine positive Veränderung, Weiterentwicklung oder Verbesserung zu fördern. Auch hier geht es nicht nur um bestimmte Situationen, Prozesse, das Verhalten oder die Leistungen.

Die konstruktive Kritik ist darauf ausgerichtet, konkrete und hilfreiche Informationen bereitzustellen, die dazu dienen, Probleme zu lösen, Prozesse zu optimieren, Fähigkeiten zu verbessern und das Potenzial einer Person weiter auszuschöpfen, sowie die Produktivität steigern.

Konstruktive vs. destruktive Kritik

Wo genau liegt nun der Unterschied zwischen diesen beiden Kritikarten? Die konstruktive Kritik zielt darauf ab, eine positive Veränderung herbeizuführen und bietet Lösungen zur Verbesserung, wohingegen die destruktive Kritik meistens verletzend, negativ und demotivierend ist. Zudem ist die konstruktive Kritik klar und einfühlsam, fördert zwischenmenschliche Beziehungen und das persönliche Wachstum. Die destruktive Kritik dagegen mindert das Selbstwertgefühl. Die Konstruktive Kritik kann auch als positive Kritik bezeichnet werden.

Zwei Personen geben sich ein High-Five

Konstruktiv Kritik im Team üben und gemeinsam besser werden

Vorteile von konstruktiver Kritik

Die konstruktive Kritik bietet einige Vorteile, denn sie ermöglicht eine kontinuierliche Verbesserung für alle Beteiligten. Sei es Feedback geben oder annehmen. Sie stärkt – richtig eingesetzt – das Teamwork, die Kommunikation im Team und sorgt für ein positives Arbeitsumfeld.

Zudem trägt sie dazu bei, das Selbstbewusstsein zu steigern, das volle Potenzial auszuschöpfen und die Effizienz zu steigern. Weitere Vorteile sind die Lösungsorientierung mit Lösungsvorschlägen der konstruktiven Kritik und die Konfliktlösung. Zusätzlich steigt die Motivation im Team und die Kritikfähigkeit wird verbessert.

2. Rahmenbedingung für Kritik schaffen

Die richtigen Rahmenbedingungen sind für ein konstruktives Feedbackgespräch sehr entscheidend, ob das Gesagte auch angenommen wird. Vier wichtige Rahmenbedingungen sind:

  1. Haltung und Vertrauen: Um in einen offenen Austausch zu gehen und Kritik zu üben, ist zum einen die innere Haltung des Kritikers sehr entscheidend und zum anderen aber auch das Vertrauen, welches der Empfänger haben sollte, um dem Gespräch positiv und offen gegenüberzustehen. Die Haltung, also der Tonfall, die Wortwahl und auch die Körpersprache, sind entscheidend dafür, wie das Gesagte beim Gegenüber ankommt. Das Vertrauen sorgt von Anfang an dafür, das Spannungsfeld aufzulösen.
  2. Ort und Zeitpunkt: Um ein wertvolles und effektives Feedbackgespräch zu führen, ist es entscheidend, an welchem Ort und zu welchem Zeitpunkt dieses stattfindet. Ein solches Gespräch immer terminiert werden, damit sich beide Parteien vorbereiten können, gutes Zeitmanagement ist hier wichtig. Denn zwischen Tür und Angel im stressigen Arbeitsalltag ist konstruktive Kritik nicht gut aufgehoben. Zudem sollte der Ort für den Austausch ruhig und ungestört sein.
  3. Klare und wertschätzende Kommunikation: Damit das Feedback beim Empfänger auch genauso ankommt, wie es gemeint ist, ist es wichtig, diese so klar und präzise zu formulieren, wie es geht. Hier ist auch wieder die Wortwahl und Wertschätzung enorm von Bedeutung.
  4. Empathie und aktives Zuhören: Dieser Punkt ist für beide Parteien in einem Kritikgespräch gleichermaßen wichtig. Denn der Empfänger des Feedbacks sollte immer aktiv zuhören und nicht nach dem ersten Satz schon abschalten. Auch die Empathie gegenüber dem Empfänger ist wichtig, denn z.B. schlechtere Leistung kann auch viel mit einem stressigen Privatleben einherkommen
Zwei Personen sitzen an einem Tisch und halten Tassen in der Hand

Durch aktives Zuhören vermittelst Du Verständnis

Wann ist ein Feedbackgespräch angemessen?

Das richtige Setting ist für ein Feedbackgespräch enorm wichtig und ist heute Teil jeder modernen Führung. Zwar gibt es keine generellen Vorgaben, wie oft ein Kritikgespräch stattfinden sollte, dennoch sollte ein solches Gespräch in regelmäßigen Abständen von den Vorgesetzten eingeplant werden.

Das Feedbackgespräch ist immer kontextbezogen, z.B. nach Abschluss eines Projektes, oder wenn relevante Ziele erreicht wurden. Auch das Ende der Probezeit kann ein solches Setting darstellen. Wichtig ist, dass der Termin terminiert und frühzeitig geplant ist, sodass alle Beteiligten sich entsprechend vorbereiten können.

💡 Tipp
Auch im Projektmanagement wird die Kollaborative Zusammenarbeit im Team durch konstruktives Feedback enorm gefördert. Um Projekte immer erfolgreich abzuschließen, unterstützt Euch eine Projektmanagement-Software. Hier haben der Projetkmanager und der Digital Leader den Hut auf und sind dafür verantwortliche ein solches PM-Tool und Feedbackgespräche einzuführen.

3. Konstruktiv Kritik geben und annehmen

Es gibt einige wichtige Regeln, auf die man achten sollte, wenn man entweder konstruktiv Kritik gibt oder auch wenn man Kritik erhält. Denn mit diesen Regeln wird ein Kritikgespräch noch wertschätzender und effektiver.

Konstruktive Kritik geben

  • Klarheit über Kritik: Um konstruktiv Kritik zu üben, sollte Dir als Kritiker klar sein, was kritisiert werden soll: Um welche Situation geht es? Wen betrifft meine Kritik? Wer ist betroffen von dem Handeln oder Verhalten? Welche Auswirkungen gab oder gibt es? Was wünsche ich mir für die Zukunft?
  • Nicht pauschalisieren: Vermeide beim kritisieren generalisierenden Aussagen. Wörter wie “immer” und “nie” haben bei einem konstruktiven Feedback nichts zu suchen.
  • Bleib sachlich: Ein Kritikgespräch kann manchmal unangenehm sein und auch unerwartete Emotionen können aufkommen. Trotzdem solltest Du stets sachlich bleiben, um eine positive Atmosphäre zu schaffen. Zudem wird Kritik meist eher akzeptiert, wenn sie sachlich und fair angesprochen wird.
  • Dritte nicht zitieren: Auch Sätze wie: “Ihre Kollegen sehen das genauso!” sollten unbedingt vermieden werden. In einem persönlichen Feedbackgespräch geht es immer erstmal um die Beteiligten, die auch dabei sind und andere Unbeteiligte haben damit nichts zu tun.
  • Ich-Botschaften formulieren: Jede Botschaft sollte von einem selbst in der Ich-Botschaft formuliert werden. So werden Sätze wie: “Sie hören mir nicht zu” automatisch vorwurfsvoll und unterstellen dem gegenüber etwas, das man selber nicht wissen kann. Besser ist: “Ich habe das Gefühl, dass sie mir gerade nicht aufmerksam zuhören.”
  • Kritik minimieren: Als Kritiker sollte man sich immer nur auf zwei bis drei relevante Kritikpunkte konzentrieren und nicht jeden kleinen Fehler ansprechen, damit erst gar nicht das Gefühl beim Gegenüber entsteht, dass an allem was zu meckern ist.
  • Gesprächspartner einbeziehen: Es ist in einem Feedbackgespräch enorm wichtig, auch die Seite des Empfängers anzuhören und nachfragen zu stellen. Gibt es für ein Verhalten einen tieferliegenden Grund oder nimmt das Gegenüber vielleicht Dinge genauso wahr?
Zwei Frauen sitzen im Meeting

Beziehe Deinen Gesprächspartner immer wieder mit ein

Kritik konstruktiv annehmen

  • Zuhören: Wenn Du gerade in der Position bist, kritisiert zu werden, höre Dir das Feedback aufmerksam an. Lass Dein Gegenüber ausreden und verliere Dich nicht in Rechtfertigungen.
  • Reflektieren: Nehme Kritik niemals persönlich, sondern als Verbesserungsvorschlag und Hilfestellung. Reflektiere für dich, was gesagt wurde. Stimmen die Punkte mit deinem Verhalten oder deiner Leistung überein?
  • Zugestehen: Wenn Kritikpunkte bereichtig und wahr sind, dann übernehme die Verantwortung für dein Handeln oder deine Verhaltensweisen. Nimm das Feedback ernst.
  • Korrigieren: Gibt es Kritikpunkte, die nicht wahr und berechtigt sind? Dann nimm dir die Zeit, diese zu widerlegen und zu korrigieren. Bleibe hier aber auch respekt- und verständnisvoll.
  • Feedback annehmen und lernen: Nehme berechtigte Kritik ernst und schau wie du dein Verhalten und Handeln in Zukunft positiv verändern kannst.

Konstruktive Kritik in der Praxis anwenden

Es gibt unzählige Beispiele für die Anwendungsbereiche konstruktiver Kritik, hier haben wir eins für Dich vorbereitet:

Situation: Lena ist Teamleiterin in einer Marketingabteilung und bemerkt, dass der Teamkollege Max ein paar wichtige Deadlines verpasst hat, was zu stressigen Situationen geführt hat und eigentlich sehr untypisch für Max ist. Lena sucht das Gespräch mit ihm, um herauszufinden woran es gelegen hat und wie sie im gegebenenfalls helfen kann.

Lösung: In einer ruhigen Minute bitte Lena Max um ein Gespräch unter vier Augen und sie suchen sich einen Raum, in dem sie ungestört reden können. Zunächst erklärt Lena, dass sie ein paar Fragen an Max zu dem letzten Projekt hat und fragt, ob er gerade Zeit dafür hat. Wenn auch Max gerade Zeit für das Gespräch hat, kann es losgehen.

Lena erklärt, dass ihr aufgefallen ist, dass zum Teil Deadlines nicht eingehalten wurde, was zu Problemen geführt hat und ob Max ihr erklären kann, woran das lag. In diesem Beispiel könnte es sein, dass Max zu viele Aufgaben auf seinem Schreibtisch hatte und ihn das überfordert hat. An Lenas Stelle ist es nun wichtig, Empathie zu zeigen und gemeinsam eine Lösung zu finden, wie das in Zukunft verhindert werden kann. Dabei sollte sie Max mit einbeziehen und ihm das Gefühl geben, dass sie ihn unterstüzt.

4. Herausforderungen bei der Umsetzung

Es gibt einige Herausforderungen, die auftreten können, wenn Kritik geäußert wird, auch wenn dies in einem konstruktiven Rahmen geschieht. Zum einen kann es auch bei wertschätzender, konstruktiver Kritik zu sehr emotionalen Reaktionen kommen. Hier ist es oft Frust, Ärger und Unverständnis. Diese Emotionen können die rationale Auseinandersetzung der Kritik stark beeinträchtigen.

Zudem kann die fehlende Selbstreflexion der Kritiker dazu führen, dass Kritik nicht objektiv und konstruktiv formuliert wird, da eigene Vorurteile, Enttäuschung und Motive mitschwingen. Auch die Empathie für den Kritisierten ist eine Herausforderung, vor allem wenn dieser sich angegriffen fühlt und ausfallend wird. Dennoch stärkt konstruktive Kritik das gesamte Team und fördert das erreichen von Projektzielen und erleichtert die Projektarbeit.

Eine verzweifelte Frau am Laptop

Herausforderungen beim kritisieren

Übung macht den Meister oder Meisterin 😉

Jetzt hast Du viel über das Thema konstruktive Kritik erfahren, doch die Anwendung erfordert viel Übung. Die wenigsten können auf Anhieb konstruktives Feedback geben oder gar annehmen. Dennoch sollte das Thema in jedem Unternehmen eine hohe Priorität haben und auch als diese gesetzt werden.

Hier hast Du nochmal einen schnellen Überblick über alle Relevanten Tipps und Tricks zum Thema konstruktive Kritik:

  1. den richtigen Zeitpunkt und Ort für einen Austausch wählen
  2. nur über die eigene Wahrnehmung in der Ich-Form sprechen
  3. respektvoller Umgang ohne Beschuldigungen und Vorwürfe
  4. Selbstreflektion bei Kritik geben und annehmen
  5. aktiv zuhören und nicht pauschalisieren
  6. passende Wortwahl und klare Kommunikation

Konstruktive Kritik hat eine große Bedeutung und einen großen Einfluss auf das tägliche Miteinander. Der Umgang konstruktiv Kritik zu äußern, aber auch konstruktiv Kritik anzunehmen, sollte in jedem Unternehmen gefördert werden. So kann die Zusammenarbeit im Team gefördert und die Steigerung der Produktivität entstehen.

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Lea Broehenhorst

recherchiert und schreibt Artikel zu aktuellen Trends und Tools für den factro Blog im Bereich Projektmanagement.