Kraftfeldanalyse – Faktoren im Projekt bestimmen und erkennen

von | 16.10.2024

Was bringt ein Projekt voran oder hemmt es?

Wenn ein neues Projekt ansteht, müssen mehrere Faktoren geklärt werden, bevor es an die Umsetzung geht. Oftmals gibt es für das Projekt förderliche und hemmende Faktoren. Ein förderlicher Faktor könnte die Unterstützung vom Management sein, während die negative Mitarbeitereinstellung gegenüber dem Projekt eine hemmende Wirkung hat.

Diese Faktoren können mit Hilfe der Kraftfeldanalyse ermittelt und bewertet werden. Doch wie funktioniert die Kraftfeldanalyse und welche Vor- bzw. Nachteile hat diese? Das erfährst Du hier in diesem Artikel.

  1. Definition: Was ist die Kraftfeldanalyse?
  2. Wie läuft eine Kraftfeldanalyse ab?
  3. Ein Praxisbeispiel
  4. Fazit: Die Hilfe bei einfachen Problemen

1. Definition: Was ist die Kraftfeldanalyse?

Die Kraftfeldanalyse wurde vom deutschen Sozialpsychologe Kurt Lewin im Jahr 1943 erfunden. Diese Methode dient dazu, fördernden und hemmenden Faktoren in Prozessen zu analysieren und zu identifizieren.

Durch dieses Vorgehen kann die Dynamik von Veränderungsprozessen beziehungsweise das Fortschreiten des Prozesses unter Wirkung der Faktoren identifiziert und verstanden werden.

Bestandteile der Kraftfeldanalyse

Eine Grafik der allgemeinen Kraftfeldanalyse

Die Kraftfeldanalyse

Ausgangssituation: Was sind die Ziele und Probleme?

Der Fokus der Kraftfeldanalyse liegt auf der „Situation“. Hierbei sollen die Probleme und Ziele herausgearbeitet werden, welche in der Situation bzw. im Projekt entstehen.

Hemmende Faktoren – was beinträchtigt die Situation negativ?

Die hemmenden Faktoren befassen sich mit Zuständen, welche die Situation negativ beeinflussen können. Diese Faktoren werden auf der rechten Seite der Grafik also der Situation notiert und dabei nach Gewichtung sortiert. Der schwerwiegendste Faktor steht dabei an erster Stelle.

Fördernde Faktoren – was bringt die Situation weiter?

Auf der linken Seite der Grafik werden die Faktoren aufgeschrieben, welche die Situation fördern und unterstützen. Diese Kräfte bringen die Situation weiter und können zu einer effizienten Projektbearbeitung beitragen. Auch diese werden nach Gewichtung geordnet, das heißt, die wichtigsten und aussage stärksten kommen an erster Stelle.

Ziele und Einsatzbereiche der Kraftfeldanalyse

Das Ziel ist es, das Kräftegleichgewicht zu verschieben, indem hemmende Kräfte verringert und treibende Kräfte gestärkt werden, um den Veränderungsprozess erfolgreich voranzutreiben und eine effiziente Problemlösung zu finden. Aus diesen Lösungen können anschließend Maßnahmen entwickelt werden.

Das sind die fünf zentralen Ziel der Kraftfeldanalyse:

1. Verstehen der Einflussfaktoren:

Identifikation der Kräfte, die den Veränderungsprozess vorantreiben oder behindern.

2. Erkennen von Widerständen:

Frühes Erkennen von Barrieren im Projekt, um diese gezielt zu adressieren.

3. Förderung von Veränderungen:

Entwicklung von Strategien, um treibende Kräfte zu stärken und Hemmende zu schwächen.

4. Fundierte Entscheidungsfindung:

Unterstützung bei der Abwägung von Szenarien und deren Auswirkungen.

5. Optimierung von Maßnahmen:

Planung effektiver Schritte zur erfolgreichen Umsetzung der Veränderung.

Mehrere Personen sitzen vor ihren Laptops an einem Konferenztische und arbeiten und unterhalten sich. Eine Frau steht vorne und zeigt auf ein Whiteboard

2. Wie läuft die Kraftfeldanalyse ab?

Ziel oder Veränderung definieren: Zuerst wird das zu analysierende Ziel oder die gewünschte Veränderung festgelegt. Dies kann beispielsweise eine organisatorische Umstrukturierung, die Einführung einer neuen Technologie oder die Verbesserung von Arbeitsprozessen sein.

Treiber (fördernde Faktoren) identifizieren: Diese sind die Kräfte oder Faktoren, die die Veränderung unterstützen und vorantreiben. Beispiele können sein: Innovation, Marktdruck, Unterstützung durch das Management oder wirtschaftliche Vorteile.

Hemmende Faktoren identifizieren: Dies sind die Kräfte, die der Veränderung entgegenwirken und sie erschweren. Typische Beispiele sind: Widerstand von Mitarbeitern, mangelnde Ressourcen, fehlendes Know-how oder bestehende Strukturen.

Faktoren bewerten: In diesem Schritt werden die treibenden und hemmenden Kräfte in ihrer Stärke bewertet. Dies kann mit einer Skala von z. B. 1 bis 5 erfolgen, um zu erkennen, welche Kräfte besonders stark sind und welche weniger Einfluss haben.

Grafische Darstellung: Die Kräfte werden in einer grafischen Darstellung aufgelistet: Links stehen die treibenden Kräfte, rechts die hemmenden Kräfte. Beide Seiten werden dann mit der jeweiligen Bewertung eingetragen. So erhält man eine visuelle Darstellung des Gleichgewichts zwischen den beiden Kraftfeldern.

Strategien entwickeln: Basierend auf der Analyse erfolgt eine Maßnahmenplanung, um die hemmenden Kräfte zu reduzieren oder zu beseitigen und die treibenden Kräfte zu verstärken. Dies könnte bedeuten, z. B. Widerstände durch Schulungen abzubauen oder mehr Ressourcen bereitzustellen.

Nachdem diese Schritte der Kraftfeldanalyse durchgeführt worden sind, kann ein Projektablaufplan erstellt werden, der im Detail erläutert, wie mit dem Projekt bzw. dem Problem umgegangen werden soll.

Hier können auch Faktoren wie Zeitpläne, Kosten, Verantwortlichkeit und einzelne Schritte festgehalten werden. Ein wichtiger Aspekt ist, dass dieser Plan durchgängig überprüft und an den Ausgangspunkt angepasst wird.
Eine Person am Tablet, darauf abgebildet ist ein Stundenplan, daneben liegen Notizbuch und Handy

Vor- und Nachteile der Kraftfeldanalyse

So wie jede Methode bietet auch die Kraftfeldanalyse verschiedene Vor- und Nachteile Und hilft dabei Prioritäten zu setzen. Sie kann Dir und deinem Team helfen, Projekte strategisch zu planen und hemmende Faktoren so früh es geht auszuschließen. Dennoch ist sie nicht dafür geeignet, wenn Themen sehr komplex sind, da zu viele verschiedene Faktoren aufeinander treffen.

Die verschiedenen Vor- und Nachteile haben wir Dir hier einmal kurz und knapp zusammengefasst:

Vorteile Nachteile
Hilft bei der strategischen Planung von Veränderung Nicht geeignet für hochdynamische Probleme
Unterstützt bei der Entscheidung Kann zu Diskussion unter Beteiligten führen
Hilft bei der Priorisierung von Maßnahmen hoher Zeit- und Analyseaufwand
Visuelle Darstellung von komplexen Problemen Kann bei zu vielen Faktoren unübersichtlich sein
Klaren Überblick über alle Faktoren subjektive Bewertung

Gut zu wissen: Was ist denn jetzt eigentlich eine Stakeholderanalyse?

Die Stakeholderanalyse wird oft in Verbindung mit der Kraftfeldanalyse genutzt.

Während der Fokus von der Kraftfeldanalyse auf den hemmenden und treibenden Faktoren bei einem Problem liegt, befasst sich die Stakeholderanalyse mit der Haltung der zuständigen Akteure im Projekt.

Analysiert wird, welche Stakeholder eine hemmende und welche eine treibende Haltung gegenüber der Veränderung haben.

3. Ein Praxisbeispiel

Praxisbeispiel: Einführung einer neuen Software

Damit die Kraftfeldanalyse einfacher zu verstehen ist, zeigen wir Dir hier ein kleines Praxisbeispiel.

Es herrscht folgende Situation: In einem Unternehmen soll eine neue Software eingeführt werden, welche dabei unterstützt Arbeitsprozesse zu automatisieren. Nun setzt sich das verantwortliche Team zusammen und erstellt eine Liste mit den hemmenden und treibenden Faktoren. Dabei bewerten sie die Faktoren nach Wichtigkeit.

Kraftfeldanalyse mit dem Fallbeispiel von der Einführung einer neuen Software

Kraftfeldanalyse mit den Argumenten des Praxisbeispiels


Unter die hemmenden Faktoren fallen folgende Punkte:

Widerstand der Mitarbeiter:
Nicht jeder Mitarbeiter wird begeistert von der Idee sein, dass eine neue Software integriert wird. Somit muss man mit Widerstand rechnen. Zudem kann die neue Software Angst vor Arbeitsplatzverlusten bei den Mitarbeitern auslösen.

Hohe Schulungskosten:
Wenn die neue Software eingeführt wird, müssen die Mitarbeiter dafür geschult werden, dies kann hohe Kosten mit sich bringen.

Technische Probleme:
Die Integration der Software in die bestehende IT-Landschaft ist komplex und könnte Verzögerungen verursachen.

Zeitaufwand:
Die Produktion der Firma kann ins Stocken geraten, wenn die Software integriert wird, da der Fokus für einen kurzen Zeitraum auf diesem Problem liegt.

Die förderlichen Faktoren können so eingeteilt werden:

Effizienzsteigerung:

Es kann Zeit gespart werden, wenn die Software eingeführt ist.

Kosteneinsparung:
Die Personalkosten können eingespart werden, da Prozesse automatisiert ablaufen.

Wettbewerbsvorteil:
Mit der neuen Software kann das Unternehmen schneller auf Kundenanfragen reagieren, was die Wettbewerbsfähigkeit stärkt.

Unterstützung durchs Management:
Das Management der Firma genehmigt die Software und stellt die notwendige Unterstützung und Ressourcen dafür bereit.

Nachdem diese Liste vom verantwortlichen Team erstellt worden ist, können Strategien basierend auf den Faktoren erstellt werden. Unter anderem ist es möglich, technische Experten mit an Board zu holen, welche bei der Integration der Software helfen. Somit kann man technische Probleme minimieren.

Hier gibt es: Kraftfeldanalyse Vorlagen

Zudem wird in die Schulung der Mitarbeiter investiert, damit diese einen sicheren Umgang mit der Software haben. Die Angst der Mitarbeiter vor Arbeitsplatzverlust kann man ihnen mit einer Kommunikationskampagne nehmen und sogar für Mitarbeitermotivation für das Projekt sorgen. Eine weitere Strategie wäre, die Software in kleinen Schritten einzuführen, damit die Produktivität der Teams nicht zu stark darunter leidet.

Eine Frau sitz vor einem Laptop, telefoniert und reckt einen Arm vor Freude in die Luft. Neben ihr stehen Pakete

4. Fazit: Hilfe bei einfachen Problemen

Die Kraftfeldanalyse eignet sich nicht für jedes Vorhaben. In einer einfachen Ausgangssituation funktioniert die Verwendung der Analyse gut. Doch es wird schnell unübersichtlich werden, wenn das Thema zu komplex ist.

Eine Kombination aus dieser Methode und der Stakeholderanalyse ist dabei sinnvoll: Denn häufig sind nicht nur förderliche und hemmende Aspekte ausschlaggebend, sondern auch die beteiligten Akteure. Eine gute Teamarbeit ist hierbei ausschlaggebend.

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Kyra Berger

recherchiert über aktuelle Themen im Bereich Projektmanagement, New Work und Tools der digitalen Arbeitswelt. Ihr Wissen teilt sie im factro Blog.